Evakuierung des Airbus 380

Den Kennern wird es sicherlich nicht entgangen sein, aber für viele Leser erscheint es sicherlich interessant und beeindruckend: Wie lange braucht man eigentlich im Notfall um einen Riesenjet wie den A380 vollständig zu evakuieren?

Diese Frage sollte der zunächst streng geheim gehaltene Probelauf im März 2006 beantworten, der in Hamburg zugleich für die Zulassung durch die ‚European Aviation and Safety Agency‘ (EASA) entscheidend war. Hierbei setzte die EASA folgende Mindestvoraussetzungen:

* 650 teilnehmende Passagiere
* keine Belichtung in der Kabine
* nur die Hälfte der Exit-Türen werden geöffnet
* mindestens 40% Frauen und 35% Personen über 50 Jahren
* Passagiere werden nicht informiert welche Türen funktionieren
* Passagiere müssen zum Start der Evakuierung angeschnallt sein

Die vollständige Evakuierung darf maximal 90 Sekunden in Anspruch nehmen.

Airbus wusste die Vorgaben zu toppen, schaffte die Evakuierung aller 873 Testpersonen in Rekordzeit: 77,4 Sekunden! Airbus Chef Gustav Humbert beantwortete freudestrahlend die Fragen der Reporter, während selbst die EASA voll des Lobes ihre Glückwünsche aussprach. Und letztlich konnte auch eine andere Bilanz überzeugen: nur 1 Person (männlich, über 50) trug eine ernsthafte Verletzung – Fraktur im Bein – davon.

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Wen beim Anblick des Videos der Zweifel nicht verlässt, ob sich eine reale Evakuierung ebenfalls so rasant und strukturiert durchführen lässt, dem wird folgende Information sicherlich weiteres Futter liefern: es waren Stuntmen im Einsatz!

Natürlich keine 873, aber immerhin 87 ausgebildete Profis der Babelsberger Firma ‚Action unlimit‘ bereiteten die Notfallübung fast 18 Monate vor. Wie die Berliner Zeitung berichtete wurden hierfür nur die stärksten Männer ausgewählt – diese waren mit speziell einstudierten Grifftechniken auch bei der Evakuierung selbst am Ende der Rutschen im Einsatz. „Wenn eine Oma mit ihrem Enkel angerutscht kommt, muss sie schnell weggegriffen werden“, sagt Geschäftsführer Genesis gegenüber der Zeitung.

Ein fader Beigeschmack bleibt also. Wir wünschen uns natürlich, dass die Frage niemals beantwortet werden muss, ob eine Evakuierung des A380 auch ohne muskelbepackte Profis so glimpflich ablaufen kann.

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